Ebbe und Flut.

Wir tun immer so, als gäbe es das alles wirklich. Als würden unsere Begriffe auf etwas verweisen, das eine solide, eigenständige, inhärente Existenz hätte. Aber ist das wirklich so?

Wann endet die Ebbe und beginnt die Flut? Wann endet der Tag und beginnt die Nacht? Ist es zu jeder Zeit vollkommen eindeutig, welcher der beiden Begriffe gerade gelten soll? Wie ist es mit Berg und Tal? Wo endet der Berg und wo beginnt das Tal? Und was passiert, wenn wir den Berg abtragen würden? Ist das Tal dann immer noch ein Tal? Oder hängt die Existenz eines Tals nicht von dem Berg ab? Existiert das Tal also nun eigenständig und unabhängig? Hat es eine inhärente Existenz?

Hängt die Existenz eines Tisches nicht davon ab, ob es 3-4 Beine gibt und eine Tischplatte? Was ist, wenn wir noch ein senkrechtes Brett hinzu fügen? Ist es dann nicht vielleicht eine Bank oder ein Stuhl? Was ist, wenn wir die Beine wegnehmen? Bleibt immer noch ein Tisch übrig?

Und was passiert, wenn wir die Dinge noch weiter auseinander nehmen? Ist ein Tischbein nicht auch von seiner Form abhängig? Ist es immer noch ein Bein, wenn wir es in 20 Scheiben zersägen? Wenn es ein Holzbein ist, war es vorher doch ein Baum, oder? Wann ist der Baum verschwunden und das Bein entstanden? An welchem Punkt genau?

Da liegt ein großer Steinhaufen und ich nehme einen Stein nach dem anderen weg. Ab wann genau sind es nur ein paar Steine, die da zufällig liegen? Mit welchem Stein genau verschwindet der Haufen? Und wo geht er hin? War er jemals da? Gibt es den „Haufen an sich“, oder sind da nicht einfach nur Steine?