Für A.

Es ist auch absurd. Oder besser: paradox. Was soll dieses Erwachen für einen Unterschied in der Geschichte machen, wenn es bedeutet zu sehen was schon immer so war?! Es ist ja nichts anders. Da war auch früher kein Ich, das nach Zielen gestrebt hat und da ist jetzt keines. Trotzdem darf und wird ein Streben nach Zielen da sein.

Vielleicht gibt es dieses „dunkle Tal“, durch das einige gehen – mich eingeschlossen. Aber auch das ist eigentlich nur eine Geschichte. Die Wahrheit ist doch: da tauchen einfach Gedanken und Handlungen auf. Welche auch immer. Und wenn da jetzt gerade Verwirrung ist, dann ist da jetzt gerade halt Verwirrung. So lange, bis da keine Verwirrung mehr ist. Es kommt und es vergeht auch wieder.

Das erste Jahr (oder so) nach dem „torlosen Tor“ hat es bei mir bestimmt gedauert, bis sich alles ein wenig gesetzt hat. Es gab das dunkle Tal und Freudentränen – gerne mehrmals täglich im Wechsel. Mein Blog als spirituelles Tagebuch zeigt allein schon durch die Anzahl der Einträge, wie intensiv die Zeit wohl war. Jetzt haben sich die Wogen so sehr geglättet, dass sich kaum noch ein Anlass findet zu schreiben. Alles ist sehr unaufgeregt und „normal“. Und das ist total spannend! Würde das jemand von aussen erkennen? Haben mich Freunde auf meine „Veränderung“ angesprochen? Nein. Wieso auch? Es hat sich nichts geändert. Und es hat sich alles geändert. Und das kann man nicht erklären und vermitteln. Aber wie Du richtig schreibst, kann man es erkennen – in Worten, Bildern, Taten. In sich selbst und in anderen. Dieses Erkennen ist entweder da oder nicht. Niemand kann es Dir geben. Niemand kann Dir sagen, ob es „richtig“ ist. Niemand kann Dir da rein reden.

Vertraue auf Dein Erkennen. Und misstraue ihm gleichzeitig. „In vollkommenen Mißtrauen gegen Dich selbst“ habe ich mal irgendwo gelesen. Das ist wieder paradox: da ist das Wissen einer scheinbar absoluten Wahrheit. Unumstößlich. Doch jeder Versuch sie auszudrücken muss scheitern. Im Tao heisst es: „Nur das Tao, das nicht gesprochen werden kann, ist das wahre Tao.“ Wenn Du mich nach meiner „höchsten Wahrheit“ fragen würdest, würde ich aus vollem Herzen antworten „Ich weiß es nicht.“ Ich bin mir sicher die Antwort auf die große Frage gefunden zu haben und stelle es gleichzeitig immer in Frage.