Anfänger.

Heute saß ich bei Arzt und musste warten. Es war nichts Anderes zu tun (die Zeitschriftenauswahl war schrecklich), da habe ich einfach kurz meditiert – wenn man das so nennen kann. Eigentlich habe ich das schon immer so gemacht: wenn ich in einer Schlange stehe, oder an der Ampel warte, oder im Stau stehe. Es ist ein „Einfach-da-sein“. Vielleicht tauchen Gedanken auf, aber man beachtet sie garnicht. Alles ist da so wie immer: Geräusche, Gerüchte, Stimmen, … Und doch ist es so, als würde man das alles auf einmal nur an sich vorbeiziehen sehen. Wie durch das Fenster eines Zuges. Man selbst ist völlig unbewegt, aber alles andere bewegt sich.


Es können nur zwei, drei Minuten vergangen sein, bis die Tür sich öffnete und der Doktor herein kam. Aber ich war weit, weit weg und brauchte einen kleinen Moment zurück zu kommen. War ich weg? Eigentlich war ich ganz da. Oder besser: es gab nur Da-sein. Und das ist nicht ein Zustand, den man irgendwie herbeiführt. Das ist kein Ergebnis der Meditiation. Dieses Da-sein ist immer da. Absolut immer. Und es ist immer „klar“ – selbst, wenn man ein Glas zu viel getrunken hat.

Wenn einem dieses Da-sein noch nicht aufgefallen ist, kann die Meditation wahrscheinlich helfen es zu bemerken. Denn ist ist das, was übrig bleibt, wenn alles andere zu „Nichts“ wird. Was komisch ist: es ist überhaupt nicht wie ein Zustand, der immer mal wieder erreicht wird. Es gibt kein Wiedererkennen, auch kein besseres Erkennen. Man kann es nicht verbessern oder verschlechtern. Es ist auch nie nicht da. Aber dieses Da-sein ist immer ganz frisch. Als wenn es gerade neu wäre. Es ist in jedem Moment so, als hätte man es gerade erst entdeckt.

Es gibt weder Meister, noch Gurus. Nur Anfänger.