Mein erstes Zazen-kai. Neun Mal 25 Minuten Sitzen. So lange habe ich noch nie am Stück gesessen. Schon garnicht nach nur fünf Stunden Schlaf. Aber ich war schon vor dem Wecker wach. Ich wollte sitzen.
Die erste Einheit schien nur fünf Minuten lang zu sein. Nicht, dass ich eingeschlafen wäre. Da war einfach nichts in meinem Kopf. Ich habe einfach nur gesessen. In der zweiten Einheiten tauchte plötzlich die Frage auf, wo genau das Sehen der Wand stattfindet (genau genommen gehörte auch ein Stück Tür dazu). Das Sehen der Wand, das Riechen des Räucherstäbchens, das Hören des Atmens, das Spüren der Knie auf dem Boden… alles das passiert an dem selben Ort: „ich bin“. Da ist nur dieser Ort „ich bin“ oder „alles ist“. Das hier, jetzt ist genau dieser Ort. Es gibt keine Chance ihn zu verlassen oder zu erreichen. Alles geschieht an diesem Ort und ist dieser Ort. Gleichzeitig bleibt der Ort unberührt von allem.
Pause nach der dritten Einheit. Fast hätte ich mich einfach wieder auf die Bank gesetzt. Aber dieses tiefe, tiefe Sein an diesem Ort hat nichts mit dem Sitzen in Meditation zu tun. So war ich einfach nur da. In tiefem, tiefem Frieden. Dabei war weder Ort noch Erkenntnis neu. Jetzt, hier…ist der Ort, den niemand erreichen oder verlassen kann. Er war nur intensiver. Klarer zu sehen.
Noch drei Einheiten bis zur Mittagspause. Mühelos. Dann Essen in Stille, Gehen in Stille. Ab in die Natur. Nochmal drei Einheiten. Die Knie machen sich bemerkbar. Die vorletzte Einheit versuche ich auf dem Kissen zu sitzen – ohne Besserung. Die letzte Einheit schmerzt einfach nur. Will einfach nicht enden. Vorbei die schönen Glücksgefühle, der tiefe Frieden. Aufstehen, verbeugen, aufräumen und nach Hause in den Alltag.
Der Ort. Ich habe ihn nicht betreten, als ich mich morgens zur Meditation auf die Bank gesetzt habe. Ich habe ihn nach der letzten Einheit nicht verlassen, nur weil ich nicht mehr in Meditation versunken war. Alltag und Meditation sind einfach nur zwei Dinge, die an diesem Ort geschehen. Genau wie Frieden und Schmerzen. Selbst das Gefühl, nicht mehr an diesem Ort zu sein, geschieht an diesem Ort.