Unterwegs.

Das Gleichgewicht des Alltags geht schnell verloren, wenn man mit neuen, ungewohnten oder gar extremen Situationen konfrontiert wird. Aus dem ruhigen Fluss des Lebens kann hinter der nächsten Biegung ein Wildwasser werden – ob man will oder nicht.

Einige Veränderungen sind gewollt und geplant. Im Urlaub will man ‚raus aus dem Alltag, Neues sehen und erleben. In einem Flugzeug sitzen und um die halbe Welt fliegen. Durch eine der großen Metropolen schlendern und eintauchen in diesen neuen Rhythmus. Ein fremdes Land, seine Kultur, das Klima und die Menschen kennen lernen. Alles ist anders. Nichts ist wie es war.

Schlechte Nachrichten können den Alltag von einem Moment auf den anderen verändern. Was gerade noch so selbstverständlich war und kaum einen Gedanken wert, wird plötzlich zum einzig Wichtigen. Die Aufmerksamkeit verschiebt sich radikal und bleibt immer wieder nur bei dem einen Thema hängen.

Wenn beides gleichzeitig passiert, steht die Welt Kopf. Zumindest sollte sie das. Oder? Denn was eigentlich „aus der Bahn werfen“ sollte, führt mich nur tiefer ins Zentrum. In den letzten Wochen haben alle äußeren Veränderungen nur dazu geführt, dass das eine Unveränderliche umso deutlicher hervortritt. Wie bei einem Strudel scheint das Zentrum immer tiefer zu werden, je schneller sich das Wasser drumherum dreht. Das Paradoxe daran: selbst äußeres Unglück führt dazu den inneren Frieden zu verstärken. Selbst im Unglück sehe ich Liebe…

Mir ist auch aufgefallen, wie sich mein Blick auf fremde Menschen verändert hat. Denn: ich sehe keine fremde Menschen mehr. Wenn ich ihnen tief in die Augen sehe – und das scheine ich deutlich häufiger zu machen als früher – sehe ich darin: mich. Alles. Liebe. Ein fremdes Land, mit einer fremden Sprache und Kultur – aber: ich fühle mich zuhause. Ich sehe nur Menschen, aus denen das Gleiche herausschaut wie aus mir. Und alles was ich sehen kann ist Liebe. Ich sehe unterschiedliche Gesichter, höre einzigartige Geschichten, nehme einzelne Personen und Charaktere wahr. Doch nicht als von der Welt getrennte Individuen, sondern als Ergebnis und Ausdruck des einen, untrennbaren, unveränderlichen Lebens.