Berg der Verklärung.

Es ist wirklich schwer über diese Erfahrung zu reden. Daher finde ich es immer spannend sie an verschiedensten Stellen in den Worten anderer zu entdecken. So wie gestern in der Predigt der Vorabendmesse.


In Lesung und Predigt ging es um den Berg der Verklärung. Jesus stieg mit den Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes auf einen hohen Berg, um dort zu beten. „Und indem er betete, wurde das Aussehen seines Angesichts anders und sein Gewand weiß, strahlend“ (Vers 29). Zu dieser Verwandlung gibt es auch eine Stelle in 2. Kor 3,18: „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist.“

Dieses Bild wird dann noch erweitert um eine Wolke, welche die Männer auf dem Berg überschattete, und aus der Gott mit ihnen sprach. Petrus schrieb später darüber in seinem zweiten Brief: „Er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als von der prachtvollen Herrlichkeit eine solche Stimme an ihn erging: ‚Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe‘“ (Kap. 1,16-19). Jene Wolke war also die prachtvolle Herrlichkeit der Gegenwart Gottes. Von dort her kam die Stimme.

So verrückt sich das vielleicht anhört, aber für mich könnten diese Bibelstellen genauso gut aus der Zen-Literatur stammen. Es sind wunderbare Bilder für das Erkennen des „wahren Selbst“. Oder halt in christlicher Terminologie für das Erkennen der Herrlichkeit Gottes. Dieses Zurückziehen auf den Berg zum Gebet ist auch nichts anderes als das, was z.B. während der Kontemplation geschieht. Und „verwandelt werden nach demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“ ist nichts anderes als das Eintauchen in die Stille. In dieselbe Stille, die Buddha und Jesus wohl auch gekannt haben. Der Urgrund, die Buddha-Natur oder die „prachtvolle Herrlichkeit der Gegenwart Gottes“… ich kann darin keinen Unterschied erkennen.

Für mich ist diese „alte Geschichte“ aus der Bibel keine Wiedergabe eines historischen Ereignisses, sondern Bild für eine Erfahrung, die aktueller kaum sein könnte. Eine Erfahrung, die vielleicht Grundlage jeder Religion ist und daher nicht nur in der Bibel zu finden ist. Sie hat eigentlich überhaupt nichts mit der Bibel oder anderen Überlieferungen zu tun. Genauso wenig, wie eine im nachhinein gezeichnete Karte das Land ist, das bereist wurde.

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals aufmerksamer einer Predigt zugehört habe.