Diese Worte gehen mir nicht aus dem Kopf. Denn sie sind so wahr. Die Aussage war mit neu – aber nicht die Erkenntnis. Vielleicht hätte ich sie nur nicht aus dem Mund eines „Zen-Meisters“ erwartet. „Ich brauche kein Zen“ ist genauso wahr. Wenn alles bereits Zen ist, dann muss ich nichts mehr Zen nennen – und kann es auch garnicht. Es gibt nichts zu tun, denn alles ist vollkommen. Genau so, wie Es sich immer jetzt ausdrückt.
Da ist immer noch der Versuch das gestrige Gespräch einzuordnen. Mit welchen Erwartungen war ich nach Mühlheim gefahren? Mit welchen „Ergebnissen“ fuhr ich wieder nach hause? Wir haben uns eine Stunde unterhalten, aber ich habe das Gefühl keine zwei Sätze darüber erzählen zu können. Und doch war es so, dass es ein „Gespräch in der Stille“ gab, über das es unendlich viel zu sagen gäbe.
Wieder stehe ich vor diesem Paradoxon. Da gibt es das „Wissen aus der Stille“ und die Gedanken in meinem Kopf – und beide Seiten scheinen unterschiedliche Dinge zu behaupten, die sich gegenseitig ausschliessen. Der Kopf sagt, dass nichts passiert ist, dass das Gespräch kein Ergebnis gebracht habe, dass ich jetzt auch nicht schlauer bin als vorher, nicht weiss, ob ich jetzt ein „Schüler“ bin, nicht weiss wie es weiter geht. Aber in der Stille ist unverändert klar: es ist weder ein Meister notwendig, noch eine Koan-Schulung, noch das Zen. Es gibt nur Anfänger, die in jedem Moment neu das Koan des Lebens gestellt bekommen.
Ich bin frei – und war es schon immer. Es gibt keinen Grund auch nur eine weitere Sekunde im Zazen zu verbringen. Und es gibt keinen Grund es nicht zu tun. Diese Freiheit, dieser Frieden und diese Dankbarkeit drücken sich in allem aus, was ich tue, sage und zeige. Es ist unmöglich mein Geschenk nicht weiterzugeben. Und doch erkenne ich im Sitzen, in der Gemeinschaft, in Zazen-kais, Sesshins und im Dokusan einen tiefen Sinn, der nichts mit einer erklärbaren Logik zu tun hat.