Für R.: Falsche Vorstellungen.

Was eigentlich in die Rubrik „lustige Internetfilme“ gehört, sehe ich ganz anders. Zumindest bei den zwei Videos hier.


Die Staubsauger-Dame

Was passiert da? Für den Beobachter der Szene ist direkt klar, daß Schlauch und Staubsauger nicht mehr verbunden sind und die Staubsauger-Dame im ganzen Video nicht einen Krümel Staub aufsaugt.

Aber was passiert für sie? Bis etwa zur Sekunde 40 im Video ist die Dame doch der festen Überzeugung, dass sie den Boden saugt. Es ist ja auch alles so wie es sein muss: sie hat den Schlauch fest im Griff und sieht genau, was sie da macht. Offensichtlich ist sie sehr ordentlich und übersieht keinen Quadratzentimeter. Der Staubsauger macht ordentlich Krach und signalisiert ihr, dass er einwandfrei funktioniert.

Doch was für den Betrachter die ganze Zeit offensichtlich ist (es findet kein Staubsaugen statt), wird ihr erst in dem Moment klar, als sie selbst hinsieht. Sofort fällt die Vorstellung weg, dass sie Staub saugt – wovon sie gerade noch fest überzeugt war. Und nicht nur das: ihr ist auch sofort klar, dass es schon die ganze Zeit so war. Es war schon die ganze Zeit unwichtig, ob sie sorgfältig arbeitet. Und auch das vertrauenerweckende Geräusch des Staubsaugers macht keinen Unterschied: da ist kein Staubsaugen… 😉

Der Bungee-Sprung

Natürlich haben seine „Freunde“ fleissig an der falschen Vorstellung mitgearbeitet, dass er in schwindelnder Höhe auf einer Bungee-Sprungplattform steht. Aber für ihn ist es Realität. Sein Herz klopft ihm bis zum Hals, seine Knie zittern. Sie werden ihm 1000 Mal versichert haben, dass ihm nichts passieren kann bei dem Sprung. Für sie ist das ja auch offensichtlich… Aber aus seiner Perspektive ist es der große Sprung ins Unbekannte. Wie oft hat er wohl nachgefragt, ob das Seil auch hält? Wie oft hat er sich vorgestellt, was alles passieren könnte? Ob er seinen Freunden wohl trauen kann?

Doch er springt mutig ins Unbekannte und merkt sehr schnell, dass in Wirklichkeit gar kein Mut notwendig war. Es war völlig egal, ob das Seil hält. Seine Angst, die ganze Panik war vollkommen unnötig. Er war von Anfang an sicher… nur leider mit den falschen Freunden unterwegs. 😉 Das Problem war nur seine Vorstellung – seine Gedanken, die er wahrscheinlich nicht in Frage gestellt hat. Das Lüften des Schleiers hat ihn nicht erst in Sicherheit gebracht – es hat ihn nur von der Vorstellung befreit in Gefahr zu sein.

Welchen Unterschied macht es für ihn, selbst zu sehen was wirklich passiert? Vor dem Sprung hätte ihm jeder seiner Freunde immer wieder versichern können, dass alles in Ordnung ist und er sich keine Sorgen machen muss. Es wäre immer ein Stück Unsicherheit zurückgeblieben. Und obwohl sich die reale Situation in der ganzen Zeit nicht ändert, ist für ihn nach dem Sprung alles anders. Er könnte sich sofort wieder mit verbundenen Augen auf die Plattform stellen und nochmal springen – ohne auch nur die geringste Angst zu haben.

Am Besten gefällt mir das Lachen am Schluss. Diese Befreiung. Das Erkennen, das alles von Anfang an gut war und alle Sorgen unnötig sind. Daher zum Schluss noch eines meiner Lieblingsvideos mit Mooji: