Für M.

„Hast Du mal ’nen Euro?“ ist eine Frage, die man relativ schnell eindeutig beantworten kann. Man greift in die Tasche und identifiziert alle Dinge, die zum Vorschein kommen. Wenn da kein Euro dabei ist, hat man auch keinen. Zweifelsfrei. Es gibt keine Unsicherheit, weil es sich so anfühlt, als sei da doch ein Euro in der Tasche. Oder weil man sich meint zu erinnern, dass gestern noch einer drin war. Oder weil alle sagen, da müsse einer sein. Du hast selbst nachgesehen und kennst die Wahrheit.

Ist das wirklich so viel schwieriger, wenn ich nach dem Ich frage? Natürlich gibt es keine Tasche in die man greifen könnte. Aber es gibt eine sehr überschaubare Zahl von Dingen unter denen es zu finden sein müsste. Woraus besteht unsere Realität? Wenn wir mal an die Wurzel gehen, gibt es nur die Informationen der fünf Sinne.

Manche Dinge existieren, weil man sie sehen kann. Andere kann man hören oder fühlen. Oder natürlich alles gleichzeitig. Dann gibt es noch den Geruch und den Geschmack und wir haben alle Elemente beisammen, aus denen sich die Welt zusammensetzt. Oder kannst Du irgendetwas finden, dessen Existenz außerhalb dieser fünf Kanäle liegt? Das Denken vielleicht, obwohl das ja entweder Bilder sind, die man quasi innerlich sieht, oder Worte die man hört. Sagen wir mal, das Denken ist ein sechster Kanal.

Wir haben jetzt also sechs verschiedene Dinge aus der Tasche geholt. Welches davon ist das Ich? Ist es dabei? Wenn man es sehen kann, haben wir nicht das Ich gefunden, sondern einen Sinneseindruck des Kanals „Sehen“. Gleiches gilt für alle anderen Kanäle. Der Gedanke an ein Ich ist nicht das Ich selbst. Es ist ein Gedanke. Wenn es als eigenes, unabhängiges Ding existieren soll, müsste es also etwas sein, das zusätzlich zu den sechs Kanälen existiert. Kannst Du so etwas finden?