Oft finde ich mich tief berührt und dankbar wieder. Ich habe dann das Bedürfnis meine Hände zum Gassho zu heben – eine Geste aus dem Zen. Doch was ist es, das mich da so berührt? Es ist nicht so leicht auszumachen, denn die Situationen können sehr unterschiedlich sein.
Vorhin war es eine Dokumentation über einen Australier, der mit drei Pferden und einem Hund von der Mongolei bis nach Ungarn gereist ist. Kurz vor dem Ziel hat er noch einmal beschrieben, wie eng verbunden er sich seinen Tieren fühlt – und dem Leben in der Natur. Die Pferde musste er zurück lassen, aber den Hund hat er nach einiger Zeit zu sich holen können.
Davor war es ein Internetvideo über einen behinderten Jungen, dessen Leidenschaft Basketball ist. Beim letzten Spiel der Saison, hat ihn der Trainer seiner Mannschaft nicht nur das Trikot anziehen lassen, er durfte auch für die letzten Minuten mitspielen. Sein Team hat ihm jeden Ball zugeworfen, aber er konnte nicht einen Korb machen. Kurz vor Schluss hatte das andere Team einen Einwurf, der gegnerische Spieler ruft den Namen des Jungen, wirft ihm den Ball zu, und er wirft in den letzten Sekunden des Spiels einen Korb.
Geht es einfach nur darum, dass ich diese Momente so mitfühlen kann? Sitze ich einer guten Inszenierung auf? Oder ist da mehr als Empathie?
Ich glaube, es ist mehr als nur eine Vorstellung davon zu haben, was diese anderen Menschen gerade fühlen müssen und daran teilzuhaben. Da ist nicht deren Gefühl auf der einen Seite und mein Gefühl auf der anderen, das dieses quasi kopiert. Es ist das Erkennen eines besonderen Gefühls – falls man das überhaupt so nennen kann. Es ist dieses Verschmelzen, diese Aufhebung von Getrenntsein. Das Eins-Sein. Die Abwesenheit einer trennenden Ego-Vorstellung. Es ist wie an einem Moment des Erwachens teilzuhaben. Ein Aufblitzen der Wahrheit, das in mir so große Dankbarkeit auslöst.