Panik.

Es war ganz sicher kein besonders großer oder schwieriger Eingriff. Aber die letzten zwei Tage im Krankenhaus waren echt anstrengend für mich. Nicht durch die Nase atmen zu können, löste regelrecht Panik aus. Wie geht man damit möglichst „erleuchtet“ um? Ich würde sagen: gar nicht.

Das sonst so entspannte „Über-den-Dingen-stehen“ war einfach weg. Ersetzt durch Panik. Die blanke, irrationale Angst davor ersticken zu können. Und alles, was zumindest zeitweise dagegen half, war purer Aktionismus: umherlaufen, irgendwas machen, mit anderen sprechen – einfach ablenken. Denn rein rational gesehen gab es ja kein Problem. Durch den Mund zu atmen reicht vollkommen aus, um zu überleben. 😉 Sogar tage- oder wochenlang. Doch analytisches Denken beeindruckte die Angst nicht.

Es machte auch keinen Sinn sich auf die Position zurückzuziehen „ich bin nicht der Körper“. Was für ein lächerlicher Versuch… Im Grunde war es nur eine Variante des logischen Denkens und machte keinerlei Unterschied. Dafür kamen nun zusätzlich noch Zweifel auf, was dieses ganze spirituelle Gefasel denn soll, wenn es in so einem Moment keinen Unterschied macht. Was hat es genützt entdeckt zu haben, wer oder was ich wirklich bin?

All das war gut, denn es hat mich irgendwann quasi an den Ausgangspunkt der Suche zurückgebracht – mit der Frage: was ist jetzt wirklich da? Da war die Angst vor dem Ersticken. Aber war ich wirklich am Ersticken? Nein. Luft war ausreichend vorhanden. Das Atmen war anders als sonst (durch den Mund). Was mir so zu schaffen machte, war also eine gedankliche Projektion in die Zukunft: es könnte ja sein, dass… Was war noch da? Der Körper war total angespannt. Besonders die Bauchdecke. Und allein schon das bewusste Entspannen des Bauches, machte einen riesigen Unterschied im Empfinden. Und natürlich war halt einfach alles da, was die Wahrnehmung gerade ausmachte. So wie immer. Nur, dass die Inhalte ausnahmsweise mal nicht so schön waren.

Eigentlich bedarf es nicht einmal ein Annehmen. Auch nicht-angenommen ist dieser Moment so, wie er jetzt ist.

In „guten Zeiten“ erfinden wir Geschichten über Erleuchtung und Befreiung. Machen uns auf, dieses Bild zu finden. Wir erlernen den Kriterienkatalog, der uns anzeigen soll, wann wir da sind. Warum gehören nur schöne Dinge dazu? Warum ist über den Dingen stehen ok, aber Panik nicht? Warum scheint Meditation „näher dran“ zu sein als Lügen und Stehlen? Warum muss das hier jetzt eine bestimmte Form oder einen bestimmten Inhalt haben, damit es „gut“ ist?

Es gibt keine Befreiung von dem hier. Keine Wunschrealität. Keine heiliges Land und kein Nirwana. Keine Erleuchtung. Nichts zu erreichen, was nicht schon da wäre. Angst und Liebe sind gleich heilig. Und gleich leer.