Es gibt ein unwandelbares „Ich“, das immer da ist. Immer dasselbe „Ich“. Wenn ich gestern schlechte Laune hatte und heute gute: es ist ein und dasselbe „Ich“, dem das passiert. Gute Gedanken, schlechte Gedanken, Ärger, Wut, Glück… alles, was diese Geschichte einer Person ausmacht, passiert diesem einen, unveränderlichen, immer gleichen „Ich“.
Es muss ja auch diesen einen, unveränderlichen Referenzpunkt geben, auf den sich all die verschiedenen Ereignisse und Wahrnehmungen beziehen. Nur so ist es möglich, dass es eine Identifikation damit gibt. Sind nicht alle Erlebnisse in Deinem Leben auch immer „Dir“ passiert? Der erste Schultag, die erste große Liebe, der erste Job… warst „Du“ nicht immer da, um das zu erleben? Und war es nicht immer dasselbe „Du“? Es muss ja so sein, denn sonst würdest Du diese Erlebnisse nicht als Deine Erlebnisse betrachten.
Aber was ist dieses unveränderliche „Du“? Es kann ja keines der veränderlichen Dinge sein, die „Du“ wahrnimmst. „Du“ kannst nicht die Gedanken sein, denn die ändern sich ständig und sind auch nicht immer da. „Du“ aber schon. „Du“ kannst auch nicht der Körper sein, denn auch der ändert sich ständig. Guck‘ Dir mal alte Fotos von „Dir“ an… ist das derselbe Körper, den Du jetzt im Spiegel sehen kannst?
„Du“ bist immer da. Und Du kannst dem auch nicht entkommen. Oder kannst Du auch nur für einen Moment nicht da sein? Versuch’s mal… Aber kannst Du auch erkennen, was „Du“ bist? Ganz offensichtlich kannst „Du“ ja in keiner Deiner Wahrnehmungen auftauchen. Denn dann müsste es ja ein weiteres „Du“ geben, dass dieses „Du“ wahrnimmt. Wenn „Du“ aber nicht mit allen Deinen Sinnen zu erfassen bist – welche Eigenschaften kannst „Du“ dann haben? Kannst „Du“ einen Namen haben? Kannst „Du“ ein Alter haben? Eine Form? Nein, „Du“ bist nichts von alledem. Ohne Eigenschaften. Ohne Beschreibungen. Daher kannst Du „Dich“ auch nicht beschreiben, nicht darüber reden. „Du“ kann nur über das beschrieben werden, was „Du“ nicht bist.
Und doch gibt es eine unumstößliche Gewissheit: „Du“ bist. Das ist vielleicht das Einzige, das Du über „Dich“ wissen kannst. Und Du kannst es zu jedem beliebigen Moment überprüfen. Bist „Du“ jetzt da? Natürlich bist Du das. Und ist dieses Da-sein an eine Bedingung geknüpft? Kann es kommen und gehen? Kann es stärker oder schwächer werden? Braucht dieses Da-sein irgendetwas? Glück, Liebe, Geld?
„Du“ bist reines Sein. Bedingungslos. Eigenschaftslos. Unsterblich? Wenn „Du“ keine Eigenschaften hast, wie kannst Du dann wissen, ob „Du“ sterben kannst? Und wie kannst „Du“ dann etwas Persönliches sein? Kann es mehrere „Dus“ geben, oder gibt es nur das eine „Du“…?