Offline.

Mit Google+ ist gerade ein weiteres soziales Netzwerk gestartet, bei dem ich eine Identität anlegen kann. Auf Xing ist man „Geschäftsmann“, bei Facebook eher privat,  bei Twitter irgendwas dazwischen. Wie viele Online-Identitäten haben ich eigentlich?


Dabei ist das ja eigentlich nicht anders als im realen Leben. Meine Kollegen bei der Arbeit haben sicherlich ein anderes Bild von mir, als meine Freunde oder die Familie. Dabei bin „ich“ doch immer der Selbe, oder nicht? Das bin doch alles „ich“. Oder?

Was ist also der Kern des Ganzen? Was bin wirklich „ich“ und nicht eine digitale Identität von mir, oder eine „Rolle“? Was kann ich alles weglassen, offline nehmen, ohne „mich“ dabei zu verlieren?

Fangen wir doch mal ganz grundsätzlich an: gibt es mich überhaupt? Existiere ich? Ja. Muss ja wohl. Darüber kann man nicht streiten, und es könnte mir auch keiner ausreden. Aber: woher weiss ich das? Woher weiss ich, dass ich existiere? Kommt die Antwort, die Gewissheit, aus einem Gedanken? Oder ist das ein Gefühl im Körper? Oder ist die Gewissheit, dass ich existiere nicht auch da, wenn gerade kein Gedanke auftaucht? Oder wenn ich gerade nichts fühle? Oder sehe, höre, rieche, schmecke… Hat meine Gewissheit zu existieren irgendetwas mit Sinneswahrnehmungen, Gedanken oder der Welt da draussen zu tun? Nein, ganz und garnicht.

„Ich bin“ auch ohne das alles. Unabhängig davon. Ich brauche weder Gedanken an die Vergangenheit (meine Erfahrungen), um „ich bin“ zu erfahren, noch braucht es irgendeine äußere Bestätigung. „Ich bin“ auch ohne Gedanken, ohne Sinneseindrücke oder Gefühle. Ich kann das alles weglassen und doch bleibt „ich bin“ übrig. Nichts von dem definiert „mich“.

Was bleibt bei Dir übrig, wenn Du einfach mal offline bist? Wenn Du einfach mal Deine Gedanken beiseite lässt. Und alles, was gerade gesehen, gehört oder gefühlt wird. Wenn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einfach mal ausgeblendet werden. Was bleibt bei Dir übrig, das kein Gedanke ist, kein Gefühl, kein Sinneseindruck? Ist da noch etwas? Bist „Du“ noch da?