Unausweichlich.
Friedliche Stille. Stiller Frieden. In sich ruhend. Makellos. Absolute Freiheit. Voller Liebe. Das ist für mich so offensichtlich der „Normalzustand“, die Grundsubstanz allen Seins. Oder ist das doch nicht so normal?
Ich bin immer wieder erschrocken, wenn mir bewusst wird, mit welchen anderen Worten dieser Frieden beschrieben wird. Mit großen Worten von großen Weisen oder zumindest aus großen Schriften. Viele davon traue ich mich kaum selbst darauf anzuwenden. Das scheint alles so unerreichbar zu sein. Sowas von jenseits dieser Welt, dass es nicht mehr als eine Idee oder ein Ideal sein kann. Kein normaler Mensch kann das wirklich erreichen. Zumindest ist das die Vorstellung, die diese Begriffe umgibt.
„Erleuchtung“ ist so ein Begriff. Oder auch „Erwachen“. Buddha würde man diese Worte zuschreiben. Und vielleicht noch ein paar anderen in den Jahrhunderten nach ihm. Wie vermessen wäre es doch sich auf die gleiche Stufe zu stellen, oder? Dabei sagt Buddha selbst: „Alles, so wie es ist, ist der Pfad der Erleuchtung — alle Aspekte des Lebens.“ Oder wie Dogen-Zenji es formuliert: „Alles, so wie es ist, ist Buddha-Natur.“ Diese Erkenntnis hat etwas so gewöhnliches, alltägliches. Dieses unerreichbare Nirwana ist gar nicht unerreichbar, sondern unausweichlich. Es gibt nichts anderes. Das hier ist Nirwana, Erleuchtung, Erwachen. Vielleicht ist die Erkenntnis, dass es so ist, nicht gewöhnlich. Aber es geht eben auch nicht um etwas Unerreichbares.
Oder was ist mit dem „Reich Gottes“? Tritt man in dieses Reich, in diese Erlösung, erst nach dem Tod ein? Oder am Ende der Welt? „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Lukas 17, 21). Es ist jetzt und hier. Nichts, was in Zukunft erreicht werden kann. „Der Friede des Herrn sei alle Zeit mit euch“, heißt es im Gottesdienst. Ist „alle Zeit“ denn nicht auch jetzt?
Worauf weisen all diese Worte von Erlösung und Frieden hin? Warum scheinen alle großen Religionen einen gemeinsamen Kern zu haben? Wie kann diese Botschaft Jahrtausende überdauern, wenn sie unerreichbar ist?
Ich kann das alles nicht trennen von dem, was hier jetzt ist. Ich sehe keine Unerreichbarkeit. Ist sehe nur die Unausweichlichkeit.