Worte und Wissen.

Bei den Worten der Predigt sind mir fast die Tränen gekommen. Die ganze Messe über war ich berührt. Der Pfarrer hatte anstatt der üblichen Floskeln eigene Worte gewählt. Manchmal nur als Einleitung oder Ergänzung. Aber immer so, dass ich das Gefühl hatte, er weiss wovon er spricht.

Jede Religion geht auf die gleiche Erfahrung zurück – davon bin ich überzeugt. Dabei ist die Erfahrung nicht an eine Religion gebunden. Ich stosse immer wieder auf sie und erkenne sie in anderen. Mal ist es ein Versunken-Sein in einer Tätigkeit. Oder der Frieden, der eine Person umgibt. Was ich sehe, ist ihnen wahrscheinlich garnicht bewusst. In mir bewirkt es aber ein Gefühl wie „Schmetterlinge im Bauch“ oder ein warmes, wohliges Glühen.

So wie bei dem Pfarrer glaube ich manchmal auch zu wissen, dass wir die gleiche Erfahrung teilen. Da ist etwas hinter den Worten, das ich so deutlich hören kann. Hören mit dem Herzen. Wiedererkennen. Dabei würden wir bestimmt beide diese Erfahrung völlig unterschiedlich beschreiben. Jeder würde die Worte wählen, die er auf Grund seines Hintergrundes und seiner Prägung für passend hält. Vielleicht würden einige Worte bei dem Anderen sogar auf Ablehnung stossen, weil er mit ihnen etwas anderes verbindet. Aber ich weiss auch, dass dieser Austausch garnicht über die Worte geschehen würde.

Es gibt so viele Worte, die in einer Kirche gesprochen werden. Viele deuten noch auf die Erfahrung dahinter hin. Aber so vieles scheint durch ein falsches Verständtnis hinzugekommen zu sein. Kann ich wissen, welche Erfahrung dieser Weltreligion zugrunde liegt? Kann ich wissen, was Buddha wusste? Kann ich wissen und erkennen, was hinter all‘ dem liegt? Hinter Worten, Bildern und Konzepten?

Da ist ein Wissen, das ich nicht erlernt habe. Das nicht aus Worten, Bildern und Konzepten besteht. Ich kann es nicht überprüfen, es nicht in wahr oder falsch einordnen, weil es diese Kategorien nicht kennt. Es scheint auch keinen Nutzen zu haben, weil ich es nicht einmal anwenden kann. Aber es IST. Vielleicht ist das das Einzige, was ich wirklich weiss.