30 Buddhas (Einführungskurs)

Freitag, 17:30 Uhr
Wieder hier. Bekannte Gerüche. Neues Zimmer. Beim Einrichten des Meditationsplatzes direkt aufgefallen, weil ich mich zu gut auskannte. 😉 Ich bin gespannt auf das Programm und ob wirklich genug Zeit zum Sitzen da sein wird.

Freitag, 19:05 Uhr
Noch darf geredet werden. Viele sind völlig ohne Vorerfahrung gekommen. Jeder bringt seine Vorstellungen und Erfahrungen mit, hat schon dieses oder jenes ausprobiert, meint zu wissen, was auf ihn zukommt. Was kommt denn auf mich zu? Es ist leicht sich „erfahren“ zu fühlen. Aber das ist auch nur so eine Illusion. Wie jeder der anderen weiß ich nicht, was gleich passieren wird, ist das Sitzen in Meditation wieder neu. 30 Buddhas habe ich beim Abendessen gesehen – alles Anfänger.

Freitag, 22:39 Uhr
Vorstellungsrunde. Zufälle, oberflächliches Interesse, Hoffnung auf ein „besseres Leben“… so viele Gründe führen zur Meditation. Aber es war still. Schon bei der ersten kurzen Meditation war es still. Nicht nur im Raum, sondern auch in den Anderen – hatte ich das Gefühl. Viel zu schnell war der Abend vorbei, also drehte ich mich zur Wand und blieb noch sitzen. Das Gefühl war anders, alleine in dem Raum zu sitzen. Es war nicht „wichtig“ alleine zu sein. Aber es hatte den Geschmack von „etwas Gutes getan haben“. War das falsch?

Samstag, 5:30 Uhr
Ist ein bisschen früh, aber ich bin schon wach. Um 7 Uhr geht’s offiziell erst los, aber ich freue mich darauf, nach einem leckeren Kaffee den Meditiationraum vielleicht noch einmal ganz für mich zu haben und die Stille zu genießen.

Samstag, 8:36 Uhr
Mit einer Tasse Kaffee in der Hand draußen stehen, den Morgen riechen und die Schwalben beobachten. Dampf aus einem der Schornsteine hat das Innere eines Baumes vernebelt.

Das „erweiterte Grundgebet“ stellt sich mir immer quer. Habe es gestern zum ersten Mal bewusst und laut mitgesprochen. Es ist gar nicht Ablehnung gegen dieses religiöse Ritual. „Im Namen des Vaters, der mich in unendlicher Liebe erschaffen hat…“ Auch der Sohn und der Heilige Geist sollen irgendwas mit mir gemacht haben. Ich sehe nicht, worauf das hinweisen soll. Natürlich kann ich es einfach mitsprechen. Aber es ist nur hohl, wenn die innere Haltung es nicht trägt.

Samstag, 10:37 Uhr
Achtsamkeit. Achtsamkeit. Achtsamkeit. Es ist egal, ob ich mich vom Hier und Jetzt ablenken lasse, weil alles so neu für mich ist, oder weil ich glaube alles schon zu können. Jeder Atemzug ist ein neuer Anfang. Danke für diese wundervolle Übung…

Samstag, 13:08 Uhr
Ich mag ja dieses schweigende Essen. Ohne ein Wort wandert die Schüssel von Platz zu Platz. Statt „Bitte“ und „Danke“ wird nur ein Blick ausgetauscht. Gegessen wird erst, wenn jeder versorgt ist. Anschließend wird schweigend das Geschirr zusammen geräumt und der nächste Gang beginnt. Merkwürdig, daß all das nicht an jedem Tisch selbstverständlich war.

Samstag, 21:32 Uhr
Von „Anfängerkurs“ ist nichts zu spüren. Wir sitzen zwar noch nicht 3×25 Minuten, aber an Ernsthaftigkeit scheint es niemandem zu fehlen. Das Dokusan war schwierig. Ich hatte nichts zu sagen, bekam aber trotzdem Antworten und habe auch noch freche Gegenfragen gestellt. Ich bin mir nicht sicher, ob wir über das gleiche „Ding“ gesprochen haben…

Sonntag, 8:33 Uhr
Das Sitzen zeigt langsam seine Spuren. Rücken und Knie scheinen sich an die bisher in der Meditationshalle verbrachten Stunden zu erinnern… Beim Frühstücken hatte ich die ganze Zeit so eine Art „liebevolles Grinsen“. Diese ganzen verrückten Leute hier… Eine kommt morgens immer 5 Minuten zu spät, eine andere ist so ausdrucksvoll spirituell mit ihrem bestickten Täschchen und dem Schal, andere stehen einfach immer im Weg und wissen selbst nicht, wo sie hin sollen. Es gibt graue Mäuse, Frustrierte, Profis, Aussenseiter… Da ist nichts Gutes an dem Einen oder Schlechtes an dem Anderen. Nichts von alldem ist besser oder schlechter. Es ist einfach so schön zu sehen wie unterschiedlich Leben sein kann. Und wie gleich alle auf dem Kissen sind.

Sonntag, 10:33 Uhr
Um mich herum Tränen. Bitteres Weinen. Gestern und heute. Ich freue mich so für meine beiden Sitznachbarn. Was für ein wertvolles Geschenk. Irgendwo habe ich mal gelesen: „Wer noch nie auf dem Kissen geweint hat, weiß nicht was Meditation ist.“ 30 Buddhas sitzen in dieser Meditationshalle.